Das Museum in der Kirche

Unser zweiter Ausflug in der Sommerpause führte uns am 25. August wieder einmal nach Heidelberg. Mitten im Herzen der Altstadt befindet sich in den Räumen einer ehemaligen „Nothkirche“ das - erste und einzige – „Deutsche Verpackungs-Museum“. Liebevoll renoviert, ist das Gebäude ein architektonisches Kleinod.

Wir trafen uns gegen 15:00 Uhr vor Ort und betraten über eine Treppe in einem kleinen Innenhof das Museum. Jetzt fehlte nur noch Herr Harmann, unser Museumsführer. Bald erfuhren wir telefonisch, dass Herr Harmann uns komplett vergessen hatte. Das  Angebot, nebenan auf seine Kosten noch einen Kaffee zu trinken, nahmen wir jedoch gerne an und so begann die Führung schließlich mit einiger Verspätung.Hubert Harmann führte kompetent und unterhaltsam durch die Ausstellung. Zunächst informierte er uns darüber, dass sich das Museum rein privat, über einen Förderverein finanziert. Und dessen Mitgliederliste liest sich wie das Who-is-Who deutscher und internationaler Markenunternehmen. Und um Marken bzw. Markendesign dreht sich hier alles. Hubert Harmann lässt viel Privates mit einfließen, erzählt Geschichten und kann mit vielen Exponaten etwas Persönliches verbinden. Zudem lösten die bunten Verpackungen und Werbeplakate in fast jedem von uns eigene Erinnerungen aus. Wer kennt sie nicht: Den Frosch mit Krone, die blaue Dose mit weißer Schrift, die taillierte gerippte kleine Flasche, das schwarze Kerlchen mit buntem Turban und Pluderhose. Süßigkeiten der Kindheit, Werbeplakate mit rotbackigen Frauen, verheißungsvolle Automaten mit Drehknopf, in die man 10 Pfennig einwarf und wenn einem soviel Gutes widerfährt….. , naa?!

Viele Labels kannten tatsächlich schon unsere Urgroßeltern. Im Detail haben sie sich dem Zeitgeschmack entsprechend verändert, aber man erkennt sie wieder. Die Geschichte der industriellen Warenverpackung ist zugleich eine Geschichte unseres Alltags. Etliche Verpackungsgestaltungen gehen auf bedeutende Künstler ihrer Zeit zurück, sind wirkliche "Kunstwerke" und auch Sammlerobjekte und längst anerkannter Bestandteil der Kunst- und Designgeschichte. Produktidentität und Verpackung gehören zusammen. Im Deutschen Verpackungs-Museum ist die Kreativität vieler Jahrzehnte zu bestaunen. Eine Galerie der Markenpersönlichkeiten. Auch frühe Wunderwerke der Verpackungstechnik gibt es zu sehen. Herr Harmann demonstrierte,  wie eine Maschine 1911 kleine rechteckige Schokoladenstückchen einpackte. Natürlich ist im Computerzeitalter diese Technik um vieles perfekter. Aber gerade die komplexe, anschauliche Mechanik dieser alten Maschine fasziniert noch immer.

Die Vielfalt der Gestaltungen und der Materialien, von Herrn Harmann so humorvoll und mit viel Hintergrundwissen präsentiert, lohnt in jedem Fall einen Besuch in diesem kleinen aber feinen Museum. Nach so viel Input freuten wir uns alle auf den geselligen Abschluss im „Bella Italia“ in Sandhausen. Wir bedankten uns bei unserem Guide und machten uns wieder auf den Heimweg. Gemeinsam beschlossen wir den Tag mit Essen, Trinken und Erzählen. Schön war’s!